Warum sagt man Schwein gehabt?

Schwein gehabt! Ein umgangssprachlicher und salopper Ausdruck, den mit Sicherheit viele von uns kennen und auch selbst schon das ein oder andere Mal benutzt haben. Während wir uns meist im Klaren darüber sind, was wir mit dieser Redewendung aussagen möchten, wissen nur die Wenigsten über die Herkunft dieses Sprichworts Bescheid.

Wortherkunft der Redewendung Schwein gehabt erklärt

Bedeutung der Redensart

„Man, da hast du aber wirklich Schwein gehabt!“ – ein Satz, den wohl jeder eindeutig verstehen und interpretieren kann. Denn Schwein gehabt hat man bekanntermaßen, wenn man Glück gehabt hat. Die Redensart kann also synonym dazu verwendet werden.

Oft kommt es auch vor, dass der Ausdruck gemeinsam mit etwas Missgunst zu unserem Gesprächspartner einhergeht. Frei nach dem Motto: „Diesmal hast du noch einmal Schwein gehabt, das nächste Mal jedoch kriegen sie dich!“. Die Bedeutung kann demnach durchaus auch „unverdientes Glück“ sein.

Doch damit wäre die Frage „Warum sagt man Schwein gehabt“ noch immer nicht vollständig geklärt. Denn zu ihrer Beantwortung gehört auch, die Wortherkunft zu analysieren. Woher stammt das Sprichwort?

Ursprung der Redewendung Schwein gehabt

Der Ursprung beziehungsweise die genaue Herkunft des Sprichwortes bzw. der Redensart ist bis heute nicht mit einhundertprozentiger Sicherheit geklärt. Dennoch gibt es einige Theorien und Ansätze zur Entstehung der ulkigen Aussage. Wir stellen die verbreitetsten von ihnen hier vor.

Wortherkunft aus dem Mittelalter

Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Redewendung im Mittelalter entstand. Über die Wortherkunft wurden mehrere Theorien aufgestellt – von diesen sind einige mehr, andere wiederum weniger glaubhaft. Dennoch lassen sich alle dieser Entstehungstheorien der heutigen Floskel zweifelsohne gut nachvollziehen.

Theorie No. 1 – Die namensgebende Schweinerettung

Die erste Theorie über die Entstehung der Redensart Schwein gehabt führt uns in eine Stadt in mitten Deutschlands. Die Rede ist von Hann. Münden, einer Stadt, die in der Vergangenheit oft von Überflutungen des angrenzenden Flusses Werra eingeholt wurde. Das letzte Mal erlebten die Stadtbewohner im Februar 1909 ein wahres Jahrhunderthochwasser. Die Wände der Rathaushalle der Stadt zieren seit jeher diverse großflächige Wandbilder, die die Stadtgeschichte samt aller Naturkatastrophen dokumentieren.

So zeigt eines der Gemälde ein Schwein, welches sich auf einem Floß befindet. Sinnbildlich steht es für die Rettung der wertvollsten Besitztümer der Bürger, die bei einer Überschwemmung die weitere Existenz sicherten. Denn wurde das Schwein gerettet, so sicherte dies zugleich die Zukunft der Familie, da für Nahrung gesorgt war. Man hatte in einer Katastrophe demnach wortwörtlich „Schwein gehabt“, bzw. Schwein behalten.

Theorie No. 2 – Ursprung im Kartenspiel

Ursprung der Redensart GlücksschweinEine weitere Theorie findet ihren Ursprung im Kartenspiel: einer Beschäftigung, der man vor allem im Mittelalter in geselliger Runde gern nachging. Die Sprache im 16. Jahrhundert unterschied sich in vielen Ausdrücken noch von unserem heutigen Sprachgebrauch. So wurde das Ass (bzw. damals Daus) als Spielkarte in der Umgangssprache gern auch „Sau“ genannt. Oft war auch ein Schwein auf der Karte abgebildet. Zog ein Spieler eine solche „Sau“, die höchste Karte im Spiel also, hatte er besonderes Glück.

Übrigens bezeichnet man die Spielkarte auch heutzutage noch in einigen Gebieten so. In Süddeutschland etwa ist es eine weiterhin gängige Bezeichnung bei Kartenspielen wie Gaigelspiel oder Schafskopf.

Theorie No. 3 – In Hungersnot Schwein haben

Die dritte und vermutlich letzte bekannte Theorie zur Herkunft der Redensart führt uns zeitlich ebenfalls ins Mittelalter des 16. Jahrhunderts zurück. Dieses düstere Kapitel der Weltgeschichte war neben der ungerechten Ständeordnung geprägt von Krankheiten und Hungersnöten. Gerade Familien aus bäuerlichen Verhältnissen nagten bei Ernteausfällen oft am Hungerstuch. In jenen Situationen sehnten sich die Menschen nach der Zeit, in der sie noch Schwein gehabt haben, d.h. in der es noch ausreichend Lebensmittel gab.

Theorie No. 4 – Das Schwein als Trostpreis

Eine heißdiskutierte und bekannte Theorie über die Herkunft der populären Redewendung gilt mittlerweile mehr oder weniger als widerlegt bzw. stark anzweifelbar. Während Viele vermuteten, die Redensart sei bei der Trostpreis-Vergabe mittelalterlicher Sportfeste entstanden, widerlegte eine zeitgemäße Literaturquelle diese These zwischenzeitlich.

Mehreren Quellen zufolge soll das Schwein als Trostpreis für den Verlierer eines Sportturniers im Mittelalter vergeben worden sein. Einerseits sollte dies Hohn gegenüber des Verlierers ausdrücken, andererseits war es dennoch ein wertvoller Preis, da die Nahrung bekanntermaßen knapp war und das Schwein als Nutztier einen Mehrwert darstellte.

Das erfolgreichste deutsche Buch vor der Reformation, das Narrenschiff von Sebastian Brandt, widerlegt diese These in einem Textabschnitt allerdings weitestgehend. So heißt es dort: „„Wer schießen will und fält des rein, der dreit die suw im ermel heim“. Übersetzt bedeutet dies sinngemäß so viel wie „Wer schießt und verliert, der trägt die Sau im Ärmel heim“. Damit steht diese Aussage gegenteilig zur Bedeutung von „Schwein gehabt“.

Zusammenfassung

Nun wo wir die Theorien bzw. Antworten auf die Frage „Warum sagt man Schwein gehabt“ kennen, möchten wir gern abschließend noch einen weiteren Beispielsatz aus dem üblichen Sprachgebrauch des Deutschen anführen.

„Du hast wirklich Schwein gehabt, dass dich niemand beim Schummeln erwischt hat!“– eine solche Äußerung kennen manche vielleicht aus der Schule. Die Bedeutung des Satzes dürfte nunmehr kein Rätsel sein – denn unsere sprichwörtliche Redensart könnten wir auch an dieser Stelle bequem mit „Glück gehabt“ bzw. „unverdient Glück gehabt“ ersetzen, ohne dass sich der Sinn des Satzes ändern würde.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.