E-Learning – ein in der Bildungswelt längst nicht mehr fremder Begriff. Immer mehr Bildungsträger setzen auf die moderne Form des digitalen Lernens. Doch warum könnte E-Learning möglicherweise sogar die Zukunft der Bildung bedeuten und die Art und Weise wie wir lernen dauerhaft revolutionieren? Ein Kommentar.
Was bedeutet E-Learning?
Sinngemäß übersetzt steht E-Learning, bzw. Electronic Learningfür „elektronisch unterstütztes Lernen“. Michael Kerres, Professor für Mediendidaktik und Wissenschaftsmanagement an der Universität Duisburg-Essen, betrachtet als E-Learning all jene Formen des Lernens, die sich elektronischer oder digitaler Medien bedienen, um Lerninhalte adäquat zu präsentieren und zu verbreiten bzw. die zwischenmenschliche Kommunikation im Lernprozess weitestgehend unterstützen.
Demzufolge können auch innerschulische Lernvorgänge durchaus als E-Learning betrachtet werden, sofern sie sich der modernen Möglichkeiten bedienen, die uns das Zeitalter der Digitalisierung mitsamt seiner zahlreichen beschert hat. Eher sind damit aber zum Beispiel Sprachkurse der deutschen Sprache gemeint, die über das Internet stattfinden.
Tatsächlich sind ausgefeilte Formen des E-Learnings bis dato jedoch fast ausschließlich im privaten Bildungssektor aufzutreffen. Gerade didaktische Kurse erfreuen sich hierzulande immer größerer Beliebtheit – so werden mittlerweile tausende Workshops und Kurse im Netz angeboten. Dabei erstreckt sich deren Themenspektrum vom einfachen Gitarren-Lernkurs für Anfänger bis hin zu Intensivkursen der Finanzwirtschaft. Das Angebot wirkt unüberschaubar, helfen kann hier mitunter der Blick in ein eLearning Kursverzeichnis. Doch warum hat sich das elektronische Lernen noch immer nicht in den Schulen durchgesetzt?
Wie dringend ein dahingehender Fortschritt im staatlichen Bildungswesen nötig ist, verdeutlichen die Ergebnisse des MINT Nachwuchsbarometers 2017: 99 Prozent aller befragten Schüler wünschen sich mehr Unterrichtsinhalte zu digitalen Medien. Auch die Lehrkräfte an den Schulen unterstützen dies – so sprachen sich 87 Prozent der Lehrer und Lehrerinnen für eine intensivere Mediennutzung bzw. den Einbezug dieser in den Unterricht aus. Die These, E-Learning bedeute die Zukunft der Bildung, erscheint fern. Und doch mag sie greifbarer denn je sein. Ja, vielleicht wird das digitale Klassenzimmer sogar einmal zur Notwendigkeit.
E-Learning als Antwort auf den Lehrermangel
Ausschlaggebend für eine solche Entwicklung könnte das anhaltende Phänomen des Lehrermangels sein, das immer größere Ausmaße annimmt. Studien von Bertelsmann prophezeiten erst kürzlich für das Jahr 2025 einen Lehrermangel von 35.000 regulären Lehrkräften. Eine Maßnahme, um die daraus resultierenden Probleme eingrenzen zu können, läge womöglich im verstärkten Einsatz von E-Learning-Methoden und Fernunterricht-Modellen an deutschen Schulen. Das digitale Klassenzimmer wird damit ein durchaus greifbares Szenario für die Zukunft unseres Bildungssystems. Es könnte vielleicht die Antwort auf den andauernden Lehrermangel sein.
Über Konferenzschaltungen könnte eine einzelne Lehrperson nunmehr viele Klassen gleichzeitig lehren und somit deutlich mehr Schüler und Schülerinnen betreuen. Manch einer mag diesen Gedanken an dieser Stelle möglicherweise noch als Utopie betrachten, doch ist die spezielle Bildungsform des Fernunterrichts keine Erfindung unserer Neuzeit. Wie aus einer Publikation des Bundesinstituts für Berufsbildung hervorgeht, findet das didaktische Fernlernen seine Ursprünge bereits in der Briefkultur der griechischen und römischen Antike. Der Grundgedanke scheint dabei auch noch heute bewahrt, nur hat sich die Art und Weise der Umsetzung geändert.
So bleibt es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das Potential der neuen Lernmethoden erkannt wird und voll ausgeschöpft werden kann. Für diese Veränderung muss jedoch ein vorheriges Umdenken in den Köpfen all jener stattfinden, die sich bisweilen noch zwanghaft an veraltete Modelle und Denken klammern. Denn Bildung bedeutete schon immer die Erweiterung des bisherigen Wissenshorizonts.