Warum ist die deutsche Sprache so eine schwere Sprache?

Vermutlich kennt ein jeder von uns das Sprichwort „Deutsche Sprache, schwere Sprache“. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter dieser Aussage? Ist die Sprache Deutsch tatsächlich so kompliziert? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen und erklären, warum Deutsch vielerorts sogar als eine der schwierigsten Sprachen der Welt gilt.

Deutsche Sprache, schwere Sprache
Deutsche Sprache, schwere Sprache! Stimmt das wirklich?

Was Deutsch so schwierig macht

Spätestens mit dem Erscheinen von Mark Twains „Die schreckliche deutsche Sprache“ im Jahre 1880 manifestierte sich der weltweite Glaubenssatz, die deutsche Sprache zu erlernen sei äußerst schwierig. Der bekannte Autor verfasste das Manuskript während einer Europareise, bei der er sämtlichen Kuriositäten, Widersprüchen und allgemeinen Schwierigkeiten der deutschen Sprache ausgesetzt war, als er versuchte, ihr als Fremdsprache mächtig zu werden. Dabei traf er die Kernaussage, dass kaum eine andere Sprache ungeordneter und unsystematischer sei. Doch ist dem wirklich so?

Nun, tatsächlich gibt es im Vergleich zu anderen Sprachen signifikante Unterschiede. Vergleichen wir Deutsch beispielsweise mit Englisch, so wird uns schnell auffallen, dass im Englischen auf die Großschreibung bei Substantiven verzichtet wird, wie es neben weiteren Fremdsprachen auch im Spanischen der Fall ist. Dies jedoch ist wohl nur einer der offensichtlichsten Unterschiede.

Auch unzählige Synonyme und zusammengesetzte Substantive erschweren das Erlernen der Sprache. Hinzu kommen vielerlei weitere Schwierigkeiten, gerade in Betracht auf die Grammatik und den Satzbau. Allein die Übersicht der deutschen Grammatik auf mein-deutschbuch.de zählt 115 Einzelseiten, die grammatikalische Begriffe genauer erläutern und die deutsche Sprache auf ihre Grundbestandteile hinunterbrechen. Wir würden nur zu gern wissen, wer von unseren Lesern und Leserinnen unmittelbar eine Antwort darauf geben könnte, worum es sich bei einer Präpositional-Ergänzung handelt…

Sicherlich haben wir all dies einmal in der Schule gelernt – doch wer sich nicht tagtäglich und intensiv mit der Sprache auseinandersetzt, für den ist die Theorie hinter seiner Muttersprache längst vergessen. Wir wissen zwar, wie wir uns auszudrücken haben, um eine bestimmte Aussage zu treffen, und doch fehlt es uns am Hintergrundwissen, das uns die Zusammenhänge verstehen lässt. Als Ausländer sieht man sich zwangsweise mit der Situation konfrontiert, Deutsch als Fremdsprache von Grund auf neu erlernen zu müssen.

Es sind die komplexen grammatikalischen Grundbausteine, die Deutsch zu einer so schweren Sprache machen und erst nach wochenlangem Training verinnerlicht werden. Doch wir möchten nicht weiter „um den heißen Brei“ reden – es folgen einige Praxisbeispiele, die die Schwierigkeit der deutschen Sprache ausmachen.

Artikel sind Pflicht

In kaum einer anderen Sprache spielen die Artikel eine so tragende Rolle wie im Deutschen. Während beispielsweise im Englischen ausschließlich „the“ als Artikel für alle Substantive (unabhängig ihres Geschlechts existiert), ist im Deutschen die richtige Verwendung der Artikel „der, die oder das“ unabdingbar. Möchte eine anderssprachige Person nun also unsere Sprache lernen, so ist sie dazu gezwungen, die Vokabeln stets mitsamt ihrer Artikel und den dazugehörigen Deklinationen zu lernen.

Zusammengesetzte Substantive

Ein Phänomen, über das sich außerhalb Deutschlands immer wieder lustig gemacht wird, sind die schier endlos langen zusammengesetzten Substantive, die sich aus den verschiedensten Situationen heraus ergeben. Als das längste deutsche Wort ohne Bindestriche gilt laut Duden-Wortkorpus übrigens die Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung. Das Wort zählt ganze 67 Einzelbuchstaben und ist damit Rekordanwärter weltweit! Selbst diejenigen, die muttersprachlich Deutsch sprechen, werden beim Lesen dieses Wortes wohl ins Stocken geraten – oder zumindest vergessen, wie das Wort überhaupt anfing.

Die drei Bedeutungen von „Sie“

Es mag trivial erscheinen und doch bereitet es vielen beim Deutschlernen so manche Schwierigkeiten. Die Rede ist vom kleinen, aber entscheidenden Wort „sie“. Wir haben gleich dreierlei Verwendung dafür: zum einen dient es uns als Personalpronomen für eine weibliche Person, zum anderen als Personalpronomen für die Mehrzahl bzw. eine Gruppe und ferner wird es noch in der Höflichkeitsform verwendet – ganz unabhängig vom Geschlecht des Gegenübers. Das stiftet Verwirrung und bestätigt nur einmal mehr die These „Deutsche Sprache, schwere Sprache“.

Weitere Schwierigkeiten der deutschen Sprache

„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ist der Titel eines Bestsellers vom Spiegel-Kolumnisten Bastian Sick. Das namenhafte Buch offenbart uns eine unangenehme Wahrheit: die deutsche Sprache ist so schwer, dass selbst viele Deutsche sie nicht richtig beherrschen. Immer wieder werden auch Muttersprachler im Alltag mit Zweifelsfällen der Grammatik, Rechtschreibung oder Zeichensetzung konfrontiert. Nicht ohne Grund erfreuen sich Grammatik-Nachschlagewerke wie mein-deutschbuch.de ungebrochener Beliebtheit – und das nicht nur unter Schülern. Doch nicht nur wir, sondern auch die Sprachwissenschaft ist sich im Übrigen nicht immer ganz einig darüber, wie es „richtig heißen“ müsste. So möchten wir Euch zum Ende dieses Artikels noch eine Frage mit auf den Weg geben:

Heißt es der oder das Kaugummi?

In der Redaktion hat uns die Beantwortung dieser Frage neben einer regen Diskussion auch ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und uns wieder einmal bestätigt: die deutsche Sprache ist und bleibt eine schwere Sprache – bleibt sie doch unergründlicher als die weitesten Tiefen des Ozeans.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.