Warum hängen Kredite mit dem Geldschöpfungsprozess zusammen?

Woher kommt eigentlich das Geld? Diese Frage hat sich bestimmt schon der ein oder andere von uns gestellt. Und was sollen Kredite mit dem Geldschöpfungsprozess zu tun haben? Wir wollen diesen und weiteren Fragen auf den Grund gehen und erklären die Zusammenhänge im hiesigen Finanzsystem.

Was Kredite und Giralgeldschöpfung verbindet

Zwischen Bargeld und Buchgeld

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen zwei verschiedenen Formen von Geld: auf der einen Seite gibt es das Bargeld, welches wir anfassen können, auf der anderen Seite gibt es das Buchgeld, dass „virtuell“ in Form von Zahlen auf unserem Konto hinterlegt ist. Um nun die Verbindung zwischen Krediten und dem Geldschöpfungsprozess herstellen zu können, werfen wir also einen genaueren Blick auf das Buchgeld (auch Giralgeld) genannt.

Weitverbreitete Falschannahme

Eine weitverbreitete Annahme über die Vergabe von Krediten besteht darin, dass die Banken das angelegte Buchgeld von Sparern für die Auszahlung neuangelegter Kredite ihrer Kunden zum Beispiel für den Bau eines Eigenheims hinzuziehen würden. Dies stimmt jedoch nicht – zumindest nicht für die meisten Kreditformen. Denn tatsächlich wird das bei den Banken angelegte Geld (wie etwa Sparbücher) förmlich „eingefroren“, sodass letztlich niemand außer der Sparer selbst darüber verfügen kann. Woher aber stammt dann das Geld der Kredite? Diese Frage führt uns zum Prozess der Giralgeldschöpfung.

Giralgeldschöpfung erklärt

Die Giralgeldschöpfung funktioniert im Prinzip wie folgt: ein Kunde beantragt bei der Bank beispielsweise einen Kleinkredit über 10.000 €. Die Bank muss daraufhin 1-3 Prozent der Kreditsumme (in diesem Falle also mindestens 100 €) bei der Zentralbank als Reserve hinterlegen. Ist dies erfolgt, darf die Bank ihrem Kunden die volle Kreditsumme auf ein Konto gutschreiben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Bank über diesen Weg aus den ursprünglichen 100 € Reserve ganze 10.000 € geschöpft hat. Für mehr Informationen hierzu empfehlen wir den zugehörigen Wikipedia-Artikel zur Giralgeldschöpfung.

Auch wenn versucht wird, Verbrauchern mit Optionen wie Sondertilgung bei Immobilienfinanzierung entgegenzukommen, verwundert es nur wenig, dass das hier beschriebene System der Geldschöpfung in seiner Gesamtheit immer wieder ins Zentrum politischer Diskussionen rückt und an vielen Stellen hart kritisiert wird. Gerade in Hinblick auf die zusätzliche Verzinsung des geschöpften (Buch-)Geldes werden Kritikerstimmen immer lauter.

Doch wie sähe eine Alternative zu dem hier beschriebenen System aus? In der Sendung „marktcheck“ des SWR beschäftigt man sich in der Folge „Die Große Geldflut: Wie Reiche immer reicher werden“ unter anderem mit dieser Frage und stellt alternative Wege wie das sogenannte Vollgeld vor. Da die Inhalte den Umfang dieses Artikels bei weitem sprengen würden, haben wir das zugehörige Video hier eingebettet.

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Wie Buchgeld zu Bargeld wird

Wie aber wird nun das „virtuelle“ Buchgeld zu Bargeld? Im Grunde genommen kann auch dies recht einfach beschrieben werden. Sobald ein Bankkunde Geld von seinem Konto abhebt, wird aus dem Buchgeld Bargeld. Zahlt er hingegen einen Bargeld-Betrag X auf sein Konto ein, so wird aus dem Bargeld-Betrag X ein Buchgeld-Betrag X. Es entsteht daher weder beim Einzahlen noch beim Abheben neues Geld, da dieses nur seine Form wechselt. Als Resultat gibt es folglich weitaus mehr Buchgeld als Bargeld im Währungsgebiet des Euro.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.