Es mag verrückt klingen, doch tatsächlich bellen Rehe so ähnlich wie Hunde. Wer schon das ein oder andere Mal durch die Natur spaziert ist oder vielleicht sogar aktiv der Jagd nachgeht, der wird mit Sicherheit schon einmal ein Reh bellen gehört haben. Der Klang unterscheidet sich dabei für gewöhnlich kaum von dem Bellen eines Hundes. Wir gehen der Frage auf den Grund, warum das Rehwild diese kuriosen Geräusche von sich gibt und was die Tiere damit bezwecken wollen.

In diesen Situationen geben Rehe Schrecklaute von sich
Das Bellen der Rehe nennt man im Fachjargon und in Jagdkreisen auch Schrecken oder Schrecklaute. Der Mensch kann viele Tiergeräusche richtig interpretieren und weiß genau, was sie bedeuten. So erreicht uns beispielsweise ein recht eindeutiges Signal, wenn Katzen beim Streicheln schnurren. Nicht so einfach ist es aber, die Rehgeräusche richtig zu deuten. Die Gründe für ihre bellenden Laute können nämlich unterschiedlich sein – eine eindeutige Erklärung für dieses Tierverhalten gibt es nicht. Dennoch beobachten Jäger und Forstbeamte immer wieder bestimmte Situationen, in denen das Wild besonders häufig schreckt bzw. bellt.
Der naheliegendste und vermutlich auch namensgebende Grund für die tierischen Geräusche ist der, dass sich die Rehe schlichtweg vor etwas erschrecken. Wittert ein Reh einen potentiellen Fressfeind in der Nähe, so dient das Schrecken einerseits der Einschüchterung des Feindes, andererseits auch der Benachrichtigung weiterer Artgenossen im Umkreis. Gerade in der Dämmerung erschwert sich die Sicht drastisch, sodass das Rehwild nicht immer zweifelsfrei erkennen kann, welches Tier sich im umliegenden Gebüsch gerade nähert. Rotten von Wildschweinen versetzen Rehe regelmäßig in Aufruhr und bringen sie dazu, laut zu bellen. Dabei lenken sie das Raubwild gezielt ab: sind mehrere Rehe zusammen unterwegs, stimmen sie häufig gemeinsam in ein chorartiges Bellen ein, sodass es den Raubtieren erschwert wird, einzelne Opfer ausfindig zu machen.
Weitere Gründe für das Bellen der Rehe
Neben der Funktion als Warnsignal nutzen Rehe das Schrecken auch in anderen Situationen zur Kommunikation. Ein Parasitenbefall kann ebenso verantwortlich dafür sein, dass Rehe bellen. Hat sich zum Beispiel eine Rachendassel im Tier eingenistet, wird es von starken Schmerzen geplagt, die es förmlich zum bellenden Aufschreien zwingen.
Auch die Rivalität unter Artgenossen kann das Rehwild ins Bellen versetzen. So wurde beobachtet, wie Böcke versuchen, sich gegenseitig mit ihren Schrecklauten zu übertrumpfen. Die kräftigen „Bö“-Laute der Tiere sind über große Flächen noch hörbar und sollen wohl als Beweis dafür gelten, wer der Stärkere ist. Auch könnten sie der Territorialbeanspruchung dienen.
Selbstverständlich kann es auch die Anwesenheit eines Menschen sein, die das Rehwild verschreckt. Wird ein Jäger von einem Tier bemerkt, beginnt es nicht selten damit zu bellen und den benachbarten Sprung so vorzuwarnen. In einer solchen Situation ist der Jäger weitestgehend aufgeschmissen und sollte einige Tage warten, bis er im gleichen Revier wieder auf die Jagd geht. Da Rehe für gewöhnlich als sehr standorttreu gelten, ist es wahrscheinlich, dass sie schon nach wenigen Tagen wieder an denselben Ort zurückkehren.
Was die Tonhöhe des Schreckens verrät
Die Tonhöhe der Schrecklaute verrät uns mitunter einige interessante Informationen über das schreckende Tier. So wird vermutet, dass alte Böcke und Ricken weitaus tiefere und rauere Laute von sich geben, als Jungtiere. Zudem scheinen die älteren Vertreter weniger interessiert an langen Schreck-Gelagen zu sein, als es die jüngeren sind. Auch die Tonhöhe des Bellens soll je nach Geschlecht variieren. Hierzu gibt es jedoch keine eindeutigen Studien oder Untersuchungen.
Beispielvideo eines schreckenden Rehs
Abschließend möchten wir unseren Lesern gern veranschaulichen, wie es klingt, wenn Rehe bellen. Dafür haben wir ein passendes Video herausgesucht, dass einen Rehbock zeigt, welcher mehrmals Schrecklaute von sich gibt. Tatsächlich wirkt der direkte Anblick der Ausrufe skurril und lustig zu gleich – wir wünschen viel Spaß beim Betrachten des Videos!