Warum sind Flamingos rosa?

Heute beschäftigen wir uns mit einem besonders farbenfrohen Phänomen des Tierreichs. Wir geben die Antwort auf die Frage, warum Flamingos rosa sind. Gemeinsam ergründen wir, welcher Farbstoff für das pinke Gefieder verantwortlich ist und wie es dieser überhaupt in die Federn der Vögel auf einem Bein schafft.

Warum Flamingos rosa sind erklärt

Rosaflamingos in Deutschland: nicht nur im Zoo zu bestaunen

Flamingos begegnen uns in Deutschland für gewöhnlich nur im Zoo. Einzig im Gewässergebiet Zwillbrocker Venn an der direkten Grenze zu den Niederlanden können wir die faszinierenden Tiere auch hierzulande in freier Wildbahn beobachten. Eine kleine Kolonie von schätzungsweise 40 Tieren hat dort seine Nester errichtet. Seit knapp 40 Jahren wird dieses Gebiet zum Brüten und Aufziehen vom Nachwuch genutzt. Das Wasser des zentralen Sees liefert ihnen dabei besonders viel Futter in Form von Algen und Plankton, sodass die Nahrungszufuhr der Jungvögel stets gesichert ist.

Das Phänomen der Flamingos in Deutschland ist übrigens noch vergleichsweise jung. Zwar wurden schon 1970 zwei Flamingos im Gebiet des Venns gesichtet, jedoch erst im Jahre 1982 die ersten Nester von sechs Chileflamingos gebaut.

Im Zwillbrocker Venn wurden die bekanntesten drei Flamingoarten gesichtet. Zu ihnen zählen:

  • der Cubaflamingo (besonders kräftige Rosafärbung im Vergleich zu anderen Arten)
  • der Rosaflamingo (hat auch rosa Beine)
  • der Chileflamingo (graue Beine aber rosafarbene Gelenke)

Weitere, weniger verbreitete Arten sind im Übrigen Zwergflamingo, Andenflamingo und James-Flamingo.

Wie gelangen die Farbpigmente ins Federkleid der Flamingos?

Abgesehen von kleineren Unterschieden, verbinden die verschiedenen Flamingoarten viele Gemeinsamkeiten: ihr markanter Schnabel, dass sie im Wasser häufig auf nur einem Bein stehen und nicht zuletzt ihr Federkleid. Wobei Letzteres mal mehr, mal weniger pink ist. Die Vögel können sich mitunter in der Intensität ihrer Färbung deutlich voneinander unterscheiden. Und obwohl die Vermutung nahe liegt, sind Flamingos auch nicht ihr gesamtes Leben lang rosa.

Flamingo-Küken werden erst rosa

Bei ausgewachsenen Flamingos kann der Farbton je nach Art von einem blassen Rosa bis hin zur knalligen Lachsfarbe variieren, wie sie etwa bei einem Flamingo aus der Karibik auftritt. Dennoch sind selbst die knallig-pinken Cubaflamingos nicht von Geburt an rosa. Wenn sie aus der Eierschale schlüpfen, haben Flamingos als Küken zunächst graue, weiße oder braune Federn.

Die rosa Färbung ergibt sich erst mit der Aufnahme sogenannter Carotinoide über die Nahrung. Carotinoide kommen hauptsächlich in Plankton, planktonischen Algen und kleinen Krustentieren vor. Diese stehen wiederum auf der Speisekarte der Flamingos. Carotinoide sind chemische Substanzen, die nur von Organismen produziert werden, die Photosynthese betreiben, wie z.B. Algen oder Bakterien. Dennoch sind sie auch in Krebsen und anderen „größeren“ Organismen enthalten, da sich diese wiederum von carotinoidreichen Lebewesen ernähren. Ihre chemische Struktur bestimmt ihre Farbe: entweder sind sie rot, orange oder eben rosa.

Anlagerung der Farbstoffe im Gefieder

Mit Hilfe von Enzymen werden die über die Nahrung aufgenommenen Carotinoide in der Leber des Flamingos umgewandelt. Hierbei entstehen Farbpigmente, allen voran das Carotinoid Canthaxanthin. Dieses Farbpigment lagert sich mit der Zeit in den Federn der Tiere ein und verleiht den erwachsenen Männchen und Weibchen ihre typische Rosafärbung.

Zum Mythos Karotte: Auch der Mensch nimmt Carotinoide über seine Ernährung auf. Zu den bekanntesten von ihnen zählt der natürliche Farbstoff Karotin, der als Beta-Carotin auch reichlich in Karotten vorkommt. Karotin ist jedoch nicht der Stoff, der dafür verantwortlich ist, dass sich das Gefieder der Jungvögel von seinen ursprünglichen Farbtönen in einen rosa-rot Ton wandelt.

Stärke der Färbung abhängig von der Nahrung

Die Intensität des Rosa-Tons hängt im Umkehrschluss auch von der Menge und Art der Nahrung ab, die Flamingos aufnehmen. Da den Vögeln im Zoo für gewöhnlich anderes Futter gegeben wird, als sie es in freier Wildbahn fressen würden, ist bei ihnen häufig nur eine blasse Färbung zu beobachten. Manch ein Zoo-Flamingo weist sogar gar keine rötliche Färbung auf.

Damit die Flamingos in den Zoos trotz anderer Nahrung ihre natürliche Farbe erhalten, werden häufig synthetisierte Carotinoide ins Futter gemischt. Bedenklich ist dies nicht – auch wir Menschen färben Lebensmittel wie Wurstwaren mit solchen Stoffen.

Ausgeklügelte Funktion der Schnäbel

Flamingos leben und fliegen als Vögel in großen Kolonien von bis zu einer Million Tiere. Ihr hauptsächlicher Lebensraum sind flache Gewässer, in denen sie die kleinen Krebstiere fangen können, die die rosa Farbe erzeugen und ihren Küken genug Schutz bieten können. Die Rosaflamingos tauchen dazu ihre gebogenen Schnäbel in das Wasser ein und bewegen diese auf dem Boden des Gewässers von einer Seite zur anderen. Diese Art der Nahrungsaufnahme wird auch als Durchseihen bezeichnet.

Mit dem Seihschnabel kann das Flamingo Kleinstorganismen mithilfe von Lamellen aus dem Wasser herausfiltern. Diese spezielle Form der Nahrungsaufnahme macht die Flamingos zu einer wirklich außergewöhnlichen Tierart und trägt maßgeblich zur Färbung ihres Gefieders bei. Wir wissen nun also, warum Flamingos rosa sind und können dieses Allgemeinwissen zukünftig weitergeben.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.