Warum feiern wir Weiberfastnacht?

In den Hochburgen von Fastnacht und Karneval ist die Weiberfastnacht fester Bestandteil des lustigen Treibens. Doch warum wird die Weiberfastnacht überhaupt speziell gefeiert? Schließlich scheint in der sogenannten fünften Jahreszeit ohnehin alles erlaubt was gefällt. Fastnacht und Karneval sind uralte Bräuche, die den Übergang in die Fastenzeit markieren, die bis Ostern andauert. Das Leben (und das Fleisch) wird noch einmal in allen Facetten gefeiert, ehe die Zeit der Enthaltsamkeit beginnt.

Warum wir Weiberfastnacht feiern erklärt
Ein Brauch zur Weiberfastnacht ist das Abschneiden von Krawatten

Ein uralter Brauch mit verschiedenen Namen

So lustig dem Uneingeweihten die Faschingsbräuche auch erscheinen mögen, so haben sie doch immer auch einen ernsten Kern. Besonders deutlich wird das bei den alemannischen Fastnachtsriten, die bei näherer Betrachtung sogar recht düster anmuten. Dort heißt die Weiberfastnacht auch Schmotziger Dunschtig, was mit schmutziger Donnerstag übersetzt werden kann. Die Weiberfastnacht wird je nach Region unter anderem auch als Weiberfasching, Fettdonnerstag, Altweiberfastnacht, Wieverfastelovend oder Schwerdonnerstag bezeichnet.

Begangen wird die Weiberfastnacht in den meisten Fastnachtshochburgen am Donnerstag vor dem Aschermittwoch. Einige Belege deuten darauf hin, das die Frauen in früheren Zeiten auch am Aschermittwoch ihre Fastnacht feierten. Im schwäbisch-alemannischen Raum gibt es für die Weiberfastnacht unterschiedliche Termine. Dort hat sie mancherorts auch vollkommen an Bedeutung verloren.

An einem Tag soll die Macht den Frauen gehören

Der Gedanke aller Weiberfastnachtsbräuche ist, dass an einem Tag die Macht den Frauen gehören sollte. Das sagt einiges über die Position der Frauen in der mittelalterlichen Gesellschaft aus, denn ihren Ursprung hat die Weiberfastnacht im Mittelalter. Damals waren die Frauen den Männern in jeder Beziehung untergeordnet. Es ist ein Grundgedanke von Fastnacht und Karneval, die Welt einmal im Jahr auf den Kopf zu stellen. Die Machtlosen übernehmen symbolisch die Macht und Konventionen werden ins Gegenteil verkehrt. So durften eben auch die Frauen an wenigstens einem Tag im Jahr die Macht der Männer übernehmen.

In manchen Regionen lässt sich auch ein Zusammenhang von der Weiberfastnacht und den sogenannten Weiberzechen herstellen. In einigen, heute süd- und westdeutschen Ortschaften, war es üblich, dass den Frauen einmal jährlich in der Öffentlichkeit Wein ausgeschenkt wurde. Die sonst in jeder Hinsicht ausgebeuteten Frauen durften im Zuge der Weiberzeche auch ein Weibergericht durchführen, in dem sie sich allerdings gegenseitig für „Sünden“ wie Unsauberkeit in der Küche kleine Strafen auferlegten.

Traditionelle Weiberfastnacht gestern und heute

Im Rheinland ist es traditionell üblich, dass sich die Frauen zur Weiberfastnacht als alte und hässliche Weiber maskieren und verkleiden. Es gibt die sogenannten Möhnenvereine, in denen sich Frauen in närrischer Absicht verbinden. Die Hauptverbreitungsgebiete der Weiberfastnacht in Deutschland befinden sich im Hunsrück, in der Eifel, im Rheinland und im Saarland. Mit der Weiberfastnacht wird der Straßenkarneval eingeläutet. Heute sind es also die Frauen, die den Startschuss zum närrischen Treiben geben.

Ein spektakuläres Ereignis ist die Wieverfastelovend in Köln. Als ihr Vorläufer gilt das Mötzenbestot. Seit dem 18. Jahrhundert rissen sich Marktfrauen und Arbeiterinnen pünktlich um 12 Uhr ihre Hauben vom Kopf und schmissen sie mit Kohlköpfen zusammen in die Luft. Auf diese Weise befreiten sie sich von der Männerherrschaft, denn sie waren nun nicht mehr „unter der Haube“.

Weiberfastnacht als Zeichen von Emanzipation

Die Beueler Weiberfastnacht in Bonn geht auf die Beueler Wäscherinnen zurück. Diese schlossen sich im Jahr 1824 zu einem Damenkomitee und eingetragenen Verein zusammen. Sie verfolgen damit das Ziel, ihre Teilnahme am Karneval durchzusetzen, der bis dahin eine rein männliche Veranstaltung war.

Der Kampf der Geschlechter ist bis heute Thema jeder Weiberfastnacht geblieben. So werden zum Beispiel Krawatten abgeschnitten, um die männliche Macht symbolisch zu beenden. Als Entschädigung für die Entmachtung gibt es ein Bützchen, wie das Küsschen im Rheinischen genannt wird. In manchen Orten übernehmen die Frauen zur Weiberfastnacht das Sagen im Rathaus oder sie veranstalten Programme, die lediglich Frauen zugänglich sind.

Dabei wird immer kräftig Kritik an den nach wie vor ungleichen Chancen der Geschlechter geübt, die sich nicht zuletzt auf den Gehaltszetteln niederschlagen. Die Weiberfastnacht ist auch in den Hochburgen des Karnevals ein inoffizieller Feiertag geblieben. Umzüge finden zur Weiberfastnacht kaum statt. Am wichtigsten sind die Kostüme und das ausgelassene Treiben der Frauen in der Öffentlichkeit.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.