Warum altern wir Menschen mit der Zeit?

Viele von uns haben sich schon einmal die Frage gestellt, warum wir Menschen altern. Ebenso fragt sich der ein oder andere vielleicht, warum manche Leute auch im hohen Alter noch großartig aussehen, während manche Leute schon früh anfangen, alt auszusehen. Ein Stichwort, dass in diesem Zusammenhang häufig in den Raum geworfen wird: Zellen! Liegt es uns womöglich in den Genen, wie alt wir werden? Können wir irgendwie Einfluss auf unsere Lebenserwartung nehmen? Werfen wir einen gemeinsamen Blick auf die aktuellen Erkenntnisse aus der Alternsforschung…

Die Zeit gibt keine Antwort darauf, warum wir altern

Theorie des Alterns zur Spezies Mensch

Forscher beschäftigen sich seit geraumer Zeit damit, das menschliche Leben in all seinen Facetten zu ergründen. Die Wissenschaft erhofft sich unter anderem, auf diese Weise Wege zu finden, mit denen wir unsere Lebenserwartung künstlich steigern können – ja womöglich eines Tages sogar unsterblich werden. Doch damit aus einem abstrakten Gedanken wie diesem überhaupt Realität werden kann, wird zunächst ein tieferes Verständnis für unseren Organismus vorausgesetzt. Gibt es sie, die eine, wahre Theorie des Alterns, die womöglich unser Schlüssel zur Unsterblichkeit sein könnte?

In der Praxis sind wir noch weit davon entfernt, den Prozess des Alterns aufzuhalten. Wir sind dazu gezwungen, das Beste aus der Lebensspanne zu machen, die uns zur Verfügung steht. Doch die Alternsforschung bringt stetig neue Erkenntnisse hervor, die immer mehr über die zeitlich bedingten Veränderungen in unseren Zellen verraten. Wusste man vor gut hundert Jahren noch nichts über die Existenz von Chromosomen, so kennen die Wissenschaftler heute bereits die Antwort darauf, warum die Körper von Menschen zum Teil unterschiedlich schnell altern.

Einfluss der Telomere auf den Alterungsprozess

Der derzeitige Kenntnisstand besagt, dass der Alterungsprozess von Lebewesen eng mit den sogenannten Telomeren, winzigen Bestandteilen der Zellen, in Verbindung steht. Betrachtet man die in der menschlichen DNA enthaltenen Chromosomen als Schnürsenkel, so wären die Telomere wie die Plastikkappen an den Enden der Schnürsenkel, die sie vor dem Ausfransen schützen.

Mit zunehmendem Alter verschleißen unsere Telomere und werden kürzer. Irgendwann können die Enzyme, die für die DNA-Replikation und damit für die Herstellung neuer Zellen benötigt werden, nicht mehr bis zum äußeren Ende der DNA vordringen. Das Phänomen der Seneszenz wird durch diesen Vorgang befeuert. Im biologischen Sinne besagt die Seneszenz (hier auch: Zellseneszenz), dass die meisten Zellen bzw. Zelltypen eines Organismus nach einer bestimmten Anzahl von Zellteilungen ihr Wachstum einstellen und beschreibt damit einen Großteil des Alterungsprozess, den wir durchleben.

Besonders bemerkbar macht sich das Phänomen an unserer Haut: umso älter wir werden, desto mehr Falten bekommen wir. Unter Hautoberfläche werden elastisches Gewebe und Kollagen abgebaut, die unsere Haut einst dehnbar machten. Auch andere Veränderungen sind zu beobachten. Die Haare etwa verlieren ihre Farbe, werden grau.

Warum die Anfälligkeit für Krankheiten mit dem Altern steigt

Da aufgrund der Verkürzung der Telomere die Verdoppelung der Chromosomen immer stärker eingedämmt wird, sind wir im Alter auch deutlich anfälliger für Krankheiten. Auch die Regenerationsfähigkeit unserer Stammzellen nimmt ab, wenn wir altern. Das Immunsystem wird folglich durch die voranschreitende Seneszenz geschwächt. Sie kann dazu führen, dass am Erbgut mit der Zeit irreparable Schäden entstehen. Dies wiederum ist der Grund dafür, dass Krebs zu jenen Krankheiten zählt, die insbesondere unter alten Menschen sehr verbreitet sind.

Die Telomere sind im übertragenen Sinne dazu da, einen kleinen Teil von sich selbst zu „opfern“, damit sich das jeweilige Chromosom problemlos replizieren kann. Es ist mutmaßlich unsere Lebensweise, die bestimmt, wie schnell der Prozess des Verschleißens voranschreitet. Aus einer 2012 veröffentlichten Studie der Northwestern University geht beispielsweise hervor, dass Kinder älterer Väter meist längere Telomere besitzen und damit einen entsprechend weniger schnell voranschreitenden Alterungsprozess durchlaufen würden.

Erkenntnisse der Alternsforschung

Die Molekularbiologin Elizabeth Blackburn gewann 2009 den Nobelpreis der Medizin für die Entdeckung von Telomeren und veröffentlichte im vergangenen Jahr „The Telomere Effect“ gemeinsam mit der Gesundheitspsychologin Elissa Epel. Sie machen in ihrem Buch deutlich, wie unser Lebensstil dazu beitragen kann, gesünder zu leben und das Wohlbefinden zu verbessern. Diese Reise führt uns durch den gesamten Körper bis zu seinen Grundbausteinen, den Zellen.

Die Forscherrinnen fanden heraus, dass wir unsere Telomere davon abhalten können, sich zu verkürzen. Ihnen zufolge wäre eine höhere Lebenserwartung erreichbar, indem wir Stress abbauen, Sport treiben, besser essen und genügend Schlaf bekommen. Diese Hypothese haucht der Behauptung, man würde vom Stress Falten und graue Haare bekommen, tatsächlich ein Quäntchen Wahrheit ein. Immerhin haben wir bereits festgestellt, dass altersbedingte Veränderungen unserer Körperzellen sich besonders an unserem Gewebe (wie der Haut) bemerkbar machen.

Zudem ginge es nicht nur darum, wie wir leben, sondern auch darum, wie wir denken. Ein negatives, feindseliges, bedrohtes oder gestresstes Gefühl soll den Forschern zufolge den Prozess der körperlichen Alterung von Lebewesen beschleunigen. Die Telomere in der DNA seien dabei laut den Forschern eine der wichtigsten biologischen Verbindungen zwischen Geist und Körper.

So hält man Zellen und Geist bis ins hohe Alter fit

Das Enzym, welches die Telomere wieder auffüllt, die Telomerase, wird von der Menge des Stresshormons Cortisol in unserem Körper beeinflusst. Selbiges Hormon ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass wir morgens aufwachen und nicht weiterschlafen können. Wer bis ins hohe Alter möglichst jung bleiben möchte, sollte einige Dinge beherzigen, um sein Leben weniger stressig zu gestalten.

Zunächst einmal sollte man freundlicher zu sich selbst sein um geistig mit sich ins Reine zu kommen. Eine gute Idee dahingehend ist es, zu meditieren. Außerdem sollte man auf eine ausgewogene Ernährung achten. Der Körper wird es einem ohnehin danken. Ebenso sinnig ist es, einen festen Schlafrhythmus zu entwickeln, der sicherstellt, dass man immer genug Schlaf bekommt. Auch der soziale Umgang wirkt sich auf unser inneres Wohlbefinden aus – Freundschaften sollten auch nach Jahren noch entsprechend gepflegt werden. Die Telomere werden es uns danken!

Unsterbliches Leben schon in wenigen Jahren?

Die Unsterblichkeit wird auf unbestimmte Zeit noch ein Traum für viele bleiben. Doch wer weiß – die Forschung schreitet immer schneller voran. Erst kürzlich gelang es, menschliche Stammzellen unter Laborbedingungen zu klonen. Vielleicht wird aus einer Theorie zur Unsterblichkeit bald schon Praxis? Vielleicht wird es unserer Spezies bereits in wenigen Jahren möglich sein, der Seneszenz unseres Organismus ein jähes Ende zu bereiten.

Was könnten wir alles in einer nie endenden Lebensspanne erleben? Nun, ob solch ein ewiges Leben ohne Alterung überhaupt erstrebenswert ist, darüber lässt sich sicher streiten. Dies würde zumindest kaum im Sinne der Natur geschehen, immerhin wäre damit das gesamte „Konzept“ der Fortpflanzung hinfällig. Fraglich ist auch, inwiefern man hier noch von Individuen sprechen könnte, da der Begriff in seinem Kern die Sterblichkeit voraussetzt.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.