Es ist geruchs- und farblos, aber dennoch nicht wirklich frei von Geschmack: Wasser. Wir haben uns gefragt, wie es kommt, dass Leitungswasser ganz anders schmeckt als Wasser aus der Flasche. Und warum unterscheiden sich selbst verschiedene Mineralwässer geschmacklich voneinander? Kurzum: warum hat auch Wasser Geschmack?
Wasser mit Geschmack ist nicht gleich Wasser
Selbsterklärend sprechen wir in diesem Artikel nicht von den süßen Wassergemischen mit Erdbeer-, Zitrus- oder Apfelgeschmack. Zumindest bei denen wird uns mit einem Blick aufs Etikett schnell klar, dass hier beigemengte Aromastoffe und nicht selten eine gehörige Portion Zucker für den Geschmack verantwortlich sind.
Eine herkömmliche Flasche stilles Wasser hingegen verfügt neben den jeweiligen Nährwertangaben über keine ausschweifende Zutatenliste. Getreu des Mottos: „Was draufsteht, ist auch drin“, handelt es sich bei den meisten Mineralwässern um direkt abgefülltes Quellwasser.
Unser Trinkwasser aus dem Hahn stammt eher selten aus natürlichen Quellen an der Erdoberfläche. Meistens wird es aus dem Grundwasser der jeweiligen Region gewonnen und entsprechend aufbereitet.
Schon mit diesem Wissen lässt sich eine erste Vermutung darüber aufstellen, weshalb Wasser Geschmack hat, der von Ort zu Ort unterschiedlich sein kann. Doch was macht diesen denn nun aus?
Wasser in seiner reinsten Form würde tatsächlich nach nichts schmecken. Die chemische Verbindung H2O können wir über unseren Geschmackssinn schlichtweg nicht wahrnehmen!
Was wir jedoch schmecken können, sind die Mineralstoffe, die gelöst im Wasser vorliegen. Ihre Zusammensetzung kann sich je nach Wasserherkunft und Aufbereitung unterscheiden, sodass es zur Ausprägung unterschiedlicher Geschmacksnuancen kommen kann.
Diese Faktoren bestimmen den Wassergeschmack
Insbesondere der pH-Wert unseres Trinkwassers entscheidet darüber, wie wir es geschmacklich wahrnehmen. Gemäß der Trinkwasserverordnung darf das Trinkwasser hierzulande pH-Werte zwischen 6,5 (eher säuerlich) bis 9,5 (eher alkalisch) vorweisen und entsprechend dieses Bereichs kann es zu mal mehr, mal weniger stark spürbaren Unterschieden im Geschmack kommen.
Neben der Summe aller natürlichen Inhaltsstoffe, die ausschlaggebend dafür ist, wie sauer oder basisch ein Wasser ist, ergeben sich aus einzelnen Stoffen weitere Nuancen.
Je nach Mineralstoff nehmen wir diese nur dezent oder aber sehr intensiv wahr. Besonders stark wirkt sich natürlich beigemengte Kohlensäure auf den Wassergeschmack aus.
Doch auch andere Substanzen verleihen dem Wasser einen charakteristischen Eigengeschmack. Enthält es beispielsweise sowohl Natrium als auch Chlorid, ergibt sich ein leicht salziger Geschmack. Ein vergleichsweise hoher Sulfatgehalt wird hingegen oft mit einer bitteren Note verbunden.
Geschmackliche Auswirkungen eines niedrigen Mineralstoffgehalts
Nicht immer ist Wasser mit einem starken Eigengeschmack gewünscht. So schwören viele Kaffee-Liebhaber auf sehr „leichte“ Wasser mit möglichst wenig Mineralstoffen. Beim Aufbrühen des Kaffees soll hierbei besonders viel Aroma im Wasser freigesetzt werden.
Neben besonders mineralstoffarmen Flaschenwassern wie Lauretana (nur 14 Milligramm gelöste Feststoffe pro Liter) gewinnen auch Osmoseanlagen zunehmend an Beliebtheit, da sie Leitungswasser recht unkompliziert aufbereiten können und dabei zeitgleich allerhand Schadstoffe herausfiltern.
Zwar verfügen wir in Deutschland über vergleichsweise sauberes Leitungswasser, doch wissen viele nicht, dass es trotzdem nicht frei von jedweden Schadstoffen ist. So gelangen mittlerweile immer mehr Medikamentenrückstände ins Grund- und damit auch in unser heimisches Trinkwasser.
Zusammengefasst: so bekommt das Wasser Geschmack
Trinkwasser erhält seinen Geschmack durch die darin gelösten Mineralstoffe.
Umso weniger Mineralien in der Flüssigkeit gelöst sind, desto neutraler wird sein Geschmack. Für spezielle Zwecke wie zum Beispiel die Kaffee-Zubereitung empfehlen sich mitunter eher „leichte“, d.h. geschmacksarme Wasser.
Um Aufschluss darüber zu bekommen, wie viele Mineralstoffe in einem Wasser enthalten sind, lohnt sich immer der Blick auf das Etikett oder die Nachfrage beim städtischen Wasserversorger.
Im Durschnitt enthält Leitungswasser etwa 500 Milligramm gelöste Feststoffe pro Liter, bei herkömmlichen Mineralwasser können es schnell 1000 oder mehr Milligramm gelöste Feststoffe pro Liter sein.